Vom Traum Trip zum Horror Trip
Segelabenteuer im Lockdown
Im Jahr 2020, als die ganze Welt noch ahnungslos der bevorstehenden globalen Pandemie entgegenblickte, beschlossen Inga Hopp und Florian Gerstel, beide 30 Jahre alt, dass es an der Zeit war, ihre Träume in die Tat umzusetzen. Sie hatten fleißig gespart, ihre Wohnung gekündigt und ein liebevoll gefixtes Segelboot finanziert.
Ihre Reise sollte sie zuerst zu den Kanaren, dann weiter über die Azoren nach Saint Tomé, einer exotischen Insel nahe Gabun, und schließlich nach Brasilien und Argentinien führen.
Die Vorfreude auf das Abenteuer war groß. Saint Tomé, eine ehemalige Sklaveninsel mit einer bewegten Geschichte, war ein Traumziel. Nach monatelangen Vorbereitungen und Stopps an verschiedenen Orten ergab sich jedoch eine unerwartete Wendung. Kaum hatten sie die karmesinrot leuchtenden Strände von Saint Tomé erreicht, brach die Corona-Pandemie aus, und alle Welt war in Panik geraten.
Da sie kein Französisch sprachen und nur über begrenzte Mittel verfügten, fanden sich Inga und Florian plötzlich in einer ausweglosen Situation wieder. Inga erkrankte schwer an Covid-19, was nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre Pläne, den Rest ihrer Reise zu finanzieren, erheblich beeinträchtigte. Ihre ursprüngliche Strategie, durch Chartertouren und Segeltouren für Touristen ein Einkommen zu generieren, war plötzlicher Unsicherheit gewichen. Das Gefühl, auf einer Insel im Nirgendwo gefangen zu sein, während sich die Welt um sie herum drastisch veränderte, war überwältigend.
Das Schicksal nahm eine endgültige Wendung, als ihr geliebtes Segelboot gestohlen wurde. Mit kaum etwas in der Tasche und ohne die Möglichkeit, ihre Reise fortzusetzen, sahen sich die beiden gezwungen, wochenlang um ihre Existenz zu kämpfen. Zwei Monate, in denen sie buchstäblich nichts hatten, zeigen deutlich die Herausforderungen, die viele Reisende niemals in Betracht ziehen würden.
Die Realität der Schuldenlast, die durch ihre vorbereitenden Investitionen in das Boot und die Reise entstanden war, wurde in dieser verzweifelten Situation besonders drückend. Zurück in Deutschland wurde die Realität noch düsterer:
Der fällige Kredit für das Segelboot stand unabwendbar bevor. Was einst von abenteuerlustiger Vorfreude getragen wurde, endete mit einer 400.000 Euro Schuldenlast.
Der erste Versuch, durch eine Diashow über ihre Reiseerlebnisse Geld zu verdienen, scheiterte kläglich. Der Druck wurde unerträglich, und sie fanden sich in einem Kreislauf aus Angst und Stress wieder. Im Februar 2023 konsultierte uns das Paar das bereits auf Teneriffa lebte, und wir meldeten dort schließlich die Privatinsolvenz an.
Trotz der schmerzlichen Erfahrungen, die sie gemacht hatten, zeigte sich, dass das Insolvenzverfahren auf den Kanaren einen Weg zur Restschuldbefreiung bot – in rekordverdächtigen 12 Monaten. Die Freude über die rechtliche Befreiung von den drückenden finanziellen Lasten war ein Lichtblick in dieser dunklen Zeit.
Heute begleiten Inga und Florian Touristen auf gecharterten Segelbooten und genießen erneut die Freiheit des Meeres. Inga hat darüber hinaus eine kleine Damenboutique eröffnet, was ihr ermöglicht, kreative Ideen zu leben und gleichzeitig ein stabiles Einkommen zu generieren











